INNEN-Sichten Wasserstoff
Wie können wir den Klimawandel bekämpfen und die Energiewende sozial gerecht gestalten, also so, dass die Lebensbedingungen und Chancen für alle Menschen in der Gesellschaft annähernd gleich sind?
Im besten Fall werden dabei die Perspektiven und die unterschiedlichen Voraussetzungen aller Menschen einbezogen. Relevante Unterschiede können sich entlang vieler Dimensionen ergeben. Beispiele sind Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Alter, Religion, Behinderung oder sexuelle Orientierung. Im Kontext von Klimawandel, Energie und Wasserstoff spricht beispielsweise die EU-Kommission direkt die Gleichberechtigung von Frauen an, indem sie in ihrem Europäischen Green Deal die unterschiedlichen Lebensverhältnisse von Männern und Frauen berücksichtigt. Denn Frauen und Männer sind von den Maßnahmen gegen den Klimawandel nicht in gleichem Maße betroffen. So weisen Frauen ein höheres Risiko auf, unter Energiearmut zu leiden. Denn Frauen haben öfter Schwierigkeiten, die Rechnungen für ihre Energiekosten wie Strom oder Gas zu bezahlen, vor allem weil sie häufig immer noch weniger verdienen als Männer. Mit steigenden Energiepreisen aufgrund des Krieges in der Ukraine (Stand September 2022) und der Umstellung auf erneuerbare Energien, die derzeit teurer sind als fossile, wird dieser Gendergap noch größer. Es ist richtig, dass die Politik bei der Umstellung auf eine Wasserstoffwirtschaft diese Ungleichheiten verantwortungsvoll mitdenkt. Der Gendergap bei der Energiearmut ist aber bei Weitem nicht alles: In den Führungsetagen von Energiekonzernen sitzen vornehmlich Männer. Weltweit leiten Männer 94 Prozent der Minister*innenposten, die für nationale Energiepolitik zuständig sind. Nur vier Länder der Europäischen Union hatten 2019 Energieministerinnen. Gut, dass die EU das schon auf dem Schirm hat. Insbesondere hat sie eine Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter entwickelt und mit konkreten Maßnahmen unterlegt, die sie bis 2025 umsetzen will.